Alma M. Karlin
Alma M. Karlin

Alma Karlin - eine ungewöhnliche Frau, ein Wesen weiblichen Geschlechts, wie sie sich selbst nannte, Schriftstellerin, Weltreisende, Forscherin, Polyglotte, Theosophin und Weltbürgerin ist eine eminente Persönlichkeit aus Celje, die unauslöschbar in der Erinnerung der Stadt und deren Einwohner verankert ist; in der slowenischen kulturellen Erinnerung stoßen das Wissen über sie und das Bewusstsein über ihre Überlieferung auf dem Gebiet der Literatur, der Forschung und Spiritualität immer zuerst gegen den nationalen Vorwurf - „sie war doch Deutsche, denn sie schrieb in deutscher Sprache". Die Zeit, in der sie aufwuchs und zu einer individuellen Persönlichkeit heranreifte, war die Periode des Untergangs und Zerfalls der Österreichisch - Ungarischen Monarchie, und die Volkszugehörigkeit bedeutete Karlin nicht so viel wie die individuelle Persönlichkeit des Menschen.

Da wir zu Hause nur Deutsch sprachen und meine Mutter fast vierzig Jahre als Lehrerin an der deutschen Schule tätig war, wurde auch ich selbst der deutschen Erziehung teilhaftig und hatte Kontakte mit Deutschsprachigen, und da sogar im Haus meiner slowenischen Tante Deutsch mit mir gesprochen wurde, darf man mir meine Zugehörigkeit dem deutschen Volke und die natürliche Tatsache, dass ich das Resultat meiner Forschungen und Errungenschaften auf dem Gebiet der Literatur in erster Linie diesem Volke widmete, nicht vorwerfen. Der Mensch ist die Frucht seiner Erziehung. 

Bei der Geburt mit einem Gebrechen und unsymmetrischen Augen geprägt, schrieb man ihr ein kurzes Leben zu und im Gegenfall geistige Zurückgebliebenheit. Ihr schwacher Körperbau blieb ihr zwar ihr ganzes Leben, sie entwickelte aber schon sehr früh ein sehr hohes Bewusstseinsniveau von sich selbst und ihren Zielen: die Sprachen der Welt zu verstehen, die ganze Welt zu umreisen und Schriftstellerin von Weltrang zu werden. Ihr Sprachtalent, das sie schon bei der informellen Schulung daheim in Celje entwickelte, erlebt seinen endgültigen Aufschwung in der Zeit ihres Aufenthaltes in London, 1908-1914, wo sie auf der Royal Society of Arts  auch die Prüfungen aus acht Sprachen absolvierte. London und seine babylonische Mischung von Rassen, Kulturen und Sprachen festigten sie endgültig in ihrer Absicht, die Welt zu umreisen und über Erkenntnisse, Entdeckungen und Erlebnisse auf dem Weg zu berichten. 

Das Resultat war eine achtjährige Reise um die Welt, der Besuch aller Kontinente und der Aufenthalt in den entlegensten Orten der menschlichen Zivilisation - worüber sie mit schreibwütigem Eifer laufend schrieb und zeichnete. Nach ihrer Rückkehr nach Hause schrieb sie darüber ihren berühmten Reisebericht in drei Teilen Einsame Weltreise, Erlebte Welt, Im Banne der Südsee, der mehrere Nachdrucke erlebte in einer Gesamtauflage von über 100.000 Exemplaren und ins Englische, Finnische und natürlich zuletzt ins Slowenische übersetzt wurde. Zu diesen Büchern reihten sich neue dazu, mit denen Karlin europaweiten, wenn nicht weltweiten Ruhm erlangte; im deutschen Kulturraum war sie in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts so beliebt, dass man in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich sogar Alma Karlin Verbände gründete, wo sich Anhänger ihrer Werke und ihrer Weltanschauung trafen, die schwedische Nobelpreisträgerin - die Schriftstellerin Selma Lagerlöf - schlug sie informell sogar für den Nobelpreis vor; in Slowenien fanden ihre Werke keine richtige Resonanz, bis sie in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von den slowenischen Ethnologen „entdeckt" wurde. 

In der Herrschaftsperiode der dunklen Nazimächte, denen sich Karlin mit ihrem ganzen Wesen widersetzte, verbot sie die Veröffentlichung ihrer Bücher im Reich, und da sie Dissidenten vor den Nazis in Schutz nahm und ihnen half, sollte sie in Dachau ihr Ende finden - Druckausübungen seitens einflussreicher Reichsdeutschen und Bemühungen ihrer „Seelenschwester", Thea Schreiber Gamelin, retteten sie vor dem sicheren Tod im Todeslager. 

Karlin wurde von der großen Mehrheit nicht verstanden, in ihr sah man keine hoch entwickelte Persönlichkeit, sondern lediglich eine eigentümliche Frau, die keine Gleichheit zwischen Mann und Frau gefunden hatte, ihre Sehergabe, die Kenntnis der universellen Grundsätze und die Scharfsicht ihrer Gedanken wurden als Hexerei interpretiert.

Da das Volk sie nicht als die Seinige erkennen konnte, geriet sie ins Vergessen.

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